Eine These zur Transferpolitik

Vorab: Im Folgenden handelt es sich um eine sehr gewagte These. Und Thesen sind in der Regel dazu da, be- oder widerlegt zu werden. Daher bittet auch der Autor des Textes ausdrücklich um eine angeregte Diskussion auf allen Kanälen.

Die Transferperiode ist nun abgeschlossen und über die zahlreichen Abgänge und die wenigen Zugänge viel gesagt und geschrieben worden. Was jedoch offen bleibt, ist die Frage nach dem Warum. Was ist der Langzeitplan, den Reuter, Hofmann & Co. mit den Transfers und der einhergehenden Ausrichtung des FC Augsburg erreichen wollen, denn komplett nachvollziehbar erscheinen die getätigten Zu- und Abgänge nicht jedem in der Anhängerschaft. Darüber kann als Beobachter und Fan nur spekuliert werden.

Die Theorie des Autors lautet:
Die Verantwortlichen des FC Augsburg haben erkannt, dass die Bundesliga mit Stuttgart und Hannover um zwei Mannschaften bereichert wurde, die finanziell wie strukturell dem FCA überlegen sind, folglich potentiell auch tabellarisch am Ende der Saison vor Augsburg stehen werden. Demnach steht für den FC Augsburg wahrscheinlich die schwerste der bislang sieben Bundesliga-Saisons an und die Chancen abzusteigen sind in diesem Jahr höher als in den vergangenen. Zudem hatte der FC Augsburg in der abgelaufenen Spielzeit fast immer mit den ältesten Kader. Eine Verjüngung ist also auf kurz oder lang nötig um nachhaltig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Die Transferpolitik muss folglich danach ausgerichtet sein, im Falle eines Abstiegs immer noch auf einen breiten Kader zurückgreifen zu können der (a) jung, (b) eingespielt und (c) qualitativ so hochwertig ist, dass die Verweildauer in der 2. Bundesliga so gering wie möglich gehalten werden kann und idealerweise der Wiederaufstieg direkt geschafft wird.

Auch wenn die Abgänge von verdienten Spielern wie Verhaegh, Altintop, und Bobadilla sicher nicht geplant gewesen waren, so legte man ihnen bewusst keine Steine in den Weg um jungen Spieler schon in dieser Saison die Chance zu geben, in die Mannschaft zu finden. Mit Framberger, Gregoritsch und Cordova fand man hierfür drei Spieler, die auf Zweitliga-Niveau Spitzenleistungen zu bringen in der Lage wären und auch in der ersten Liga bestehen können. Mit Giefer und Luthe hätte man im Falle des Abstiegs ein Torhüter-Duo, das ebenfalls überdurchschnittliche Leistungen im Unterhaus erreichen kann. Auch bei Khedira und Thommy wäre man hier auf der sicheren Seite. Mit Baier und Heller hätte man zudem noch zwei erfahrene Spieler, die sicherlich auch nicht abgeneigt wären, in der 2. Bundesliga im Dress des FC Augsburg aufzulaufen.

Dass es im Falle eines Abstiegs auch Abgänge geben würde, steht wohl kaum zur Debatte. Namentlich wären das wahrscheinlich die Nationalspieler ambitionsreicher Länder, also Koo, Finnbogason, Hinteregger, Stafylidis eventuell auch Gouweleeuw, für die man jedoch allesamt noch gutes Geld bekommen und somit die Mannschaft punktuell verstärken könnte. Denn auch bei diesen Ausfällen, wäre zweitligatauglicher Ersatz nahezu vollständig vorhanden.

Zudem würde es zu einem Verein wie dem FC Augsburg passen, nicht unvorbereitet und blauäugig in eine Bundesligasaison wie diese zu starten. Man baut auf die (eigene) Jugend, zieht sie schon bei harten Wettkampfbedingungen hoch um dann im Falle eines Abstiegs bereits adhoc gute Ergebnisse erzielen zu können. Der 1. FC Köln musste sein Team beim letzten Abstieg grundsanieren und konnte die Früchte guter Arbeit nach zwei Saisons in der zweiten Liga ernten. Der VfB Stuttgart schaffte den Wiederaufstieg direkt, weil das Team eingespielt war und man die wichtigen Säulen halten konnte. Ebenso Hannover 96. Es kann aber auch anders laufen, wenn man unvorbereitet ist und sich mit seiner Personalpolitik verzettelt, wie prominente Beispiele wie Kaiserslautern, St. Pauli, Nürnberg, Fürth oder Düsseldorf zeigen.

So frustrierend die These im ersten Moment für manchen Fan erscheinen mag, wäre sie jedoch auch eine Hoffnung auf einen nachhaltigen Verbleib in der Bundesliga. Und noch zwei Dinge geben Anlass nicht in Panik zu verfallen: Steigt der FC Augsburg nicht ab, haben die Verantwortlichen auch alles richtig gemacht. Und: Es bleibt eine These, die genauso gut auch falsch sein kann.

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