Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Letzter Teil unserer Abstimmungen: Nachdem sich Florian Niederlechner (wertvollster Spieler), Andreas Luthe (meistverbesserter Spieler) und Ruben Vargas (Newcomer der Saison) in den traditionellen Kategorien durchsetzen konnten, wollen wir nun ein neues Voting integrieren: Wir suchen nun die Panne der FCA-Saison. Nachfolgend kommen also fünf weniger glorreiche Momente aus der abgelaufenen Spielzeit. Klasse gehalten und sich mit etwas Humor erinnern.

Michael Gregoritsch („Hauptsache weg“)

November 2019: Unter Martin Schmidt spielte Michael Gregoritsch überhaupt keine Rolle, stand zeitweise nicht einmal im Kader. Während der Länderspielpause lederte er dann öffentlich gegen den FCA: „Für mich ist klar, dass ich im Winter unbedingt von Augsburg weg will, damit ich die Möglichkeit habe, regelmäßig zu spielen und mich fürs Nationalteam zu empfehlen“, sagte der Österreicher damals. Ob er dann fix wechseln dürfe oder verliehen werde, sei ihm egal. „Hauptsache weg“. Darüber hinaus kritisierte er, dass ihn Manager Stefan Reuter im Sommer nicht hatte wechseln lassen und meinte: „Bei aller Liebe, aber ich habe jetzt ein halbes Jahr praktisch nicht gespielt. Da kann man sich nicht hinstellen und wieder eine zweistellige Millionensumme verlangen.“ Der FCA suspendierte Gregoritsch und parkte ihn leihweise beim FC Schalke, nun ist der 26-Jährige wieder zurück. Nach seinem Frust-Interview schien er keine Zukunft mehr am Lech zu haben, doch vielleicht blüht der Offensivmann ja unter Heiko Herrlich wieder auf.

Quo vadis, Gregerl? In der Saison 2017/18 gelangen dem Österreicher 13 Tore und vier Vorlagen. Kann er daran noch einmal anknüpfen? (Photo by Christof STACHE / AFP)

André Hahn (vs. Köln)

Ein Tag zum Vergessen. Beim 1. FC Köln ergibt sich dem FCA im Dezember früh die Chance, in Front zu gehen. Nach Foul an Niederlechner zeigte Schiedsrichter Stieler in der 9. Minute auf den Punkt. Hahn übernahm Verantwortung, doch FC-Keeper Horn parierte den unplatzierten Rechtsschuss. Dann scheint dennoch alles nach Plan zu laufen. Erst sah Kölns Czichos in der 39. Minute die gelb-rote-Karte, dann netzte Niederlechner in der 43. zum 0:1. Eine Minute vor Halbzeitpfiff dezimierte sich dann aber auch der FCA. Hahn ging zu ungestüm in den Zweikampf und bekam ebenfalls Gelb-Rot, nachdem er zuvor bereits verwarnt wurde. Die wohl bitterste Halbzeit in der Karriere des Flügelspielers.

Heiko Herrlich (Zahnpasta)

Heiko Herrlichs Start als Cheftrainer des FC Ausgburg hätte ungewöhnlicher nicht sein können. Nur wenige Tage nach seinem Amtsantritt gab die DFL bekannt, die Bundesliga zu unterbrechen. Als nach mehr als zwei Monaten Corona-Pause endlich wieder gespielt werden durfte, fehlte Herrlich auf der Bank. Er hatte die strengen Hygieneauflagen der DFL missachtet und war zum Einkaufen gegangen, um sich Handcreme und eine Tube Zahnpasta zu besorgen. Blöd nur, dass er zu diesem Zeitpunkt eigentlich mit dem Team im Quarantäne-Hotel sein sollte. Doppelt blöd, dass er das alles auch noch selbst auf der Pressekonferenz vor dem Wolfsburg-Spiel aufdeckte und ganz unverblümt darüber sprach. Umso mehr dürfte sich der Coach gefreut haben, als der FCA in seinem „echten Debüt“ auf Schalke mit 3:0 gewann.

Brachte sich selbst in die Bredouille: FCA-Coach Heiko Herrlich sah seinen Fehler zwar ein, fehlte aber dennoch auf der Bank gegen Wolfsburg. Tobias Zellner sprang ein und die Schwaben verloren mit 1:2. (Photo by MICHAEL DALDER/POOL/AFP via Getty Images)

Tomas Koubek (vs. Gladbach)

Sonntagmorgen 5 Uhr. An einem düsteren Oktobertag machte ich mich auf den Weg nach Mönchengladbach. Weil der FCA gegen die Fohlen eigentlich immer ganz gut aussah, reiste ich durchaus optimistisch ins Rheinland. Nach 13 Minuten Spielzeit sah meine Gemütslage und die der mitgereisten Augsburg-Fans jedoch ganz anders aus. Gladbach führte bereits 3:0. Bis kurz vor Ende des ersten Durchgangs dümpelte das Spiel so vor sich hin, Rot-Grün-Weiß hatte sogar ein paar Abschlüsse. In der 39. Minute hatte dann jedoch Keeper Tomas Koubek seinen großen Auftritt. Erst verstolperte der Tscheche nach Uduokhai-Rückpass den Ball, nachfolgend versuchte er Gegenspieler Plea zu blocken, statt das Leder aufzunehmen. Eine mehr als unglückliche Situation an einem rabenschwarzen FCA-Tag, an dem die Schmidt-Elf mit 1:5 unter ging. Immerhin hatte Koubek damit seinen Platz in den einschlägigen Saisonrückblicken sicher.

Marco Richter (vs. Mainz)

Was der FC Augsburg in den ersten 15 Minuten gegen Mainz auf den Rasen zauberte, hatte was von Champions League. Überfallartig scheuchte Martin Schmidt seine Truppe nach vorne, nach sechs Minuten standen bereits zwei Pfostentreffer. Wie aus dem Nichts ging der FSV dann jedoch durch einen Sonntagsschuss Levin Öztunalis in Führung. Dass die Nullfünfer zu dem Zeitpunkt überhaupt noch nicht in Rückstand waren, lag neben dem Spielglück auch am „Fehlschuss der Saison“, wie die Bild nach der Partie titelte. Vargas eroberte das Leder kurz vorm linken Strafraumrand, eilte auf FSV-Schlussmann Zentner zu und legte dann quer auf den völlig blank stehenden Richter. Das leere Tor vor Augen setzte der Younsgter das Ding jedoch neben den Kasten. Am Ende können alle Beteiligten darüber lachen. Der FCA gewann mit 2:1 – auch dank Richters zwischenzeitlichem Ausgleichstreffer. Geht doch!

Hatte dann am Ende doch noch etwas zu lachen: Marco Richter (m.) mit Fredrik Jensen (l.) und Florian Niederlechner nach seinem Ausgleichstreffer gegen Mainz. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Abstimmung: Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

Das war es nun mit den weniger glanzvollen FCA-Momenten der Saison. Ob es diese Kategorie auch nächstes Jahr geben wird, ist noch offen. Es hätte wohl niemand etwas dagegen, wenn wir sie nach einer erfolgreichen Saison 2020/21 nicht mehr brauchen. Doch nun seid erst einmal ihr wieder gefragt. Stimmt ab.

Was war die Panne der FCA-Saison 2019/20?

  • Tomas Koubek (42%, 39 Votes)
  • Heiko Herrlich (41%, 38 Votes)
  • Michael Gregoritsch (9%, 8 Votes)
  • Marco Richter (4%, 4 Votes)
  • André Hahn (3%, 3 Votes)

Total Voters: 92

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Die Gewinner und Verlierer der Saison

Der FC Augsburg hat es mal wieder geschafft. Auch in der neunten Bundesligasaison konnte der Klassenerhalt gesichert werden. Das ist bei weitem nicht selbstverständlich und immer noch als Erfolg zu werten. Am Ende einer turbulenten Saison samt Torwart- und Trainerwechsel stehen aber auch weniger erfreuliche Aspekte wie die schlechteste Rückrunde in der Bundesligageschichte. Das musste auch Stefan Reuter einsehen: „Es gilt, sich Gedanken zu machen, was wir verbessern können, um im nächsten Jahr mehr gute Spiele abzuliefern. Wir hatten Phasen, die uns zu denken geben“, bilanzierte der Manager jüngst im Kicker. Auch wir lassen die Saison nun einmal Revue passieren und blicken auf die Gewinner und Verlierer im Kader.

FC Augsburg: Die Gewinner der Saison

Florian Niederlechner: Eine Saison zum niederknien! Der Neuzugang vom SC Freiburg hat dermaßen eingeschlagen, dass er gar als EM-Kandidat gehandelt wurde. Nun wissen wir alle, dass Jogi Löw den FCA offenbar nicht verfolgt (Stichwort Max) und es somit wohl ohnehin nie zu einer Nominierung gekommen wäre. Doch verdient hätte sie Niederlechner allemal. 13 Saisontore bedeuten FCA-Bundesligarekord (zusammen mit Michael Gregoritsch), zusätzliche neun Vorlagen den Augsburger Höchstwert in puncto Scorerwerten. Darüber hinaus ist der gebürtige Oberbayer ein sehr sympatischer Kerl und sich nicht zu schade, auch einmal die Grätsche auszupacken. Niederlechner und der FCA, eine absolute Liebesbeziehung. Gerne auch für immer.

Ein echter Transfer-Coup. Florian Niederlechner ist der FCA-Spieler der Saison. (Photo by Robert Hradil/Bongarts/Getty Images)

Philipp Max: Vor wenigen Wochen bestritt Philipp Max sein 150. Pflichtspiel für Rot-Grün-Weiß. Dass der 26-Jährige derart oft für den FCA auflaufen wird, hätten nach seiner bärenstarken Saison 2017/18 wohl nur wenige erwartet. Auch in dieser Spielzeit war er unumstrittener Stammspieler und offensiv nicht nur per Standards gefährlich. Acht Tore und sechs Vorlagen bedeuten Rang zwei in der internen Scorer-Tabelle. Außerdem sammelte Max die meisten Ballaktionen pro Spiel und trat vermehrt auch als Leader auf. Selbst ein Turban scheint ihm neuerdings nicht am Einsatzwillen zu hindern. Daher bleibt zu hoffen, dass Max weiterhin am Lech bleibt, auch wenn ihm wohl niemand einen Wechsel zu einem Top-Verein verdenken würde.

Ruben Vargas: Ruben wer? Das dachten sich wohl einige FCA-Fans, als ihn Reuter im Sommer aus dem Hut zauberte und vom FC Luzern verpflichtete. Kenner der Schweizer Liga prophezeiten schon damals, der Junge hätte Talent. Nach einer Saison in der 1. Bundesliga kann man getrost festhalten, dass sich dieser Transfer gelohnt hat. Der Schweizer Nationalspieler stand in 33 Spielen auf dem Platz. Eine Partie verpasste Vargas aufgrund einer Gelbsperre. In seinen Einsätzen überzeugte der erst 21-Jährige mit viel Tempo und einer gesunden Prise Schlitzohrigkeit. Auch seine sechs Tore können sich sehen lassen. Alles in allem hat der Flügelspieler definitiv Lust auf mehr gemacht.

FC Augsburg: Vom Gewinner zum Verlierer?

Andreas Luthe: Eigentlich hätte man auch Luthe in die Liste der Gewinner packen können. Der etatmäßige Ersatzkeeper wurde im Laufe der Saison zur Nummer Eins befördert. In den letzten Spielen der Saison entwickelte er sich zu einem starken Rückhalt, was auch die Statistik zeigt. Während der FC Augsburg mit Luthe 12 Tore in 10 Spielen kassierte, musste man mit Koubek in 24 Partien 51 Gegentreffer schlucken. Dass Luthe hier dennoch als möglicher Verlierer aufgeführt wird, liegt an der Verpflichtung Rafal Gikiewiczs. Auch wenn der Kampf um die Nummer Eins damit freilich noch nicht entschieden ist, steht eines doch fest: Beim FCA scheint man Luthe den Stammplatz nicht wirklich zuzutrauen. Das zeigte schon die leihweise Verstärkung von Gregor Kobel im Winter 2019.

Ein Garant für den Klassenerhalt. Andreas Luthe hielt dem FCA zuletzt, wie hier in Mainz, den Rücken frei. Wie sieht seine Situation in Zukunft aus? (Photo by Pool/Kai Pfaffenbach/Pool via Getty Images)

FC Augsburg: Die Verlierer der Saison

Tomas Koubek: Bleiben wir gleich beim leidigen Thema Torwart. Koubek ist der viertteuerste Bundesligakeeper der Historie – hinter Manuel Neuer, Bernd Leno und Yann Sommer. Von den Leistungen dieses Trios ist der Neuzugang aus Rennes aber so weit entfernt, wie der FCA von der Deutschen Meisterschaft. Viel zu oft kosteten die kapitalen Aussetzer des etwas behäbig wirkenden 1,98-Meter-Hünen dem FCA wichtige Punkte. Es tut fast schon weh, den Tschechen derart auseinander zu nehmen, denn er wirkt eigentlich sehr sympatisch, aber leider war das schlicht keine bundesligareife Saison. Folglich verlor er auch den Platz zwischen den Pfosten und durfte im letzten Spiel gegen Leipzig nur ran, weil Luthe verletzt war. Der 27-Jährige ist der klare Verlierer der Saison und das Experiment Koubek somit wohl nach nur einem Jahr gescheitert.

Stephan Lichtsteiner: Ach was waren die Erwartungen groß, als der siebenfache italienische Meister und frühere Schweizer Fußballer des Jahres nach Augsburg wechselte. Ein Hauch von Champions League. Nachdem Lichtsteiner nun seit dem 30. Juni nicht mehr in Schwaben unter Vertrag steht, ist von diesem jedoch wenig bis gar nichts mehr zu spüren. Der Rechtsverteidiger offenbarte nicht wegzudiskutierende Geschwindigkeitsprobleme und wusste sich oft nur mit einem taktischen Foul zu helfen. Der gute Mann ist dann eben doch schon 36 Jahre alt. Zudem war der Kapitän der Nati in seinen 20 Einsätzen mehr mit Meckern als Verteidigen beschäftigt. Alles in allem bleibt es ein enttäuschendes Gastspiel in Augsburg, mit dem Lichtsteiner nur wenige Argumente für eine Vertragsverlängerung lieferte. Nichtsdestotrotz sagen wir Danke, Stephan. Für einen Hauch von Champions League. Alles Gute für die Zukunft.

Daniel Baier: Wenn Baier fit ist, dann spielt er auch. Was lange als ungeschriebenes Gesetzt galt, wird mittlerweile immer öfter gebrochen. Der Kapitän musste nach dem Trainerwechsel von Schmidt zu Herrlich bereits dreimal 90 Minuten auf der Bank schmoren. Herrlichs Begründungen, den 36-Jährigen nicht überbelasten zu wollen, wirkten nach dem Neustart samt englischer Woche plausibel. Warum er den Rekordspieler des FC Augsburg aber in den letzten beiden Duellen nicht aufstellte, bleibt sein Geheimnis. Im Abstiegskracher in Düsseldorf wären Baiers Führungsqualitäten zumindest gefragt gewesen. Zur neuen Saison geht die lebende Legende ins letzte Vertragsjahr. Dabei bekommt der Mittelfeldspieler Konkurrenz von Neuzugang Tobias Strobl und dem in der Rückrunde stark aufspielenden Carlos Gruezo. Wie dann die Rolle des Kapitäns aussehen wird, ist zum jetzigen Stand mehr als fraglich.

Mit 355 Einsätzen Rekordspieler des FCA – und nun nicht mehr gefragt? Daniel Baier fand sich gegen Ende der Saison in ungewohnter Rolle wieder. (Photo by TOBIAS HASE/POOL/AFP via Getty Images)

Man hätte noch weitere Spieler in die Liste aufnehmen können. Einen guten Job machten auch der eben angesprochene Gruezo sowie der beste Zweikämpfer der FCA-Saison, Felix Uduokhai, auf den sich die Fans dank gezogener Kaufoption auch in Zukunft freuen dürfen. Weniger glücklich agierten hingegen André Hahn und in Teilen auch Tin Jedvaj, der wohl wieder nach Leverkusen zurückkehren wird. Ohenhin wird momentan bereits eifrig am Kader für die neue Saison gebastelt – auf der Torhüterposition hat der FCA dabei jedoch vielmehr ein neues Problem geschaffen, statt das alte zu lösen.

Die Kaderzusammenstellung birgt also bereits jetzt Brisanz. Es bleibt spannend, wie Reuter & Co. einerseits den Torhüterüberschuss und andererseits das Thema Daniel Baier managen. Es wäre mehr als schade, wenn der FCA-Kapitän auch nach der neuen Saison als Verlierer gelistet werden müsste.

Torhüter, immer wieder Torhüter

Ach, wie wäre ich froh, wenn ich diesen Artikel nicht schreiben müsste. Dieses Thema nervt mich wirklich an. In der Zeit seiner Erstklassigkeit hatte der FC Augsburg bisher genau eine Phase, in der auf der Position des Torhüters Konstanz bestand. Nachdem Marwin Hitz sich den Stammplatz im Tor in der Saison 2013/14 sicherte, war er er bis zu seinem Abschied nach Dortmund in 2018 zumeist ein Top-Rückhalt. Internationale Klasse brachte der zurückhaltende Schweizer oft auf den Platz und gab der Mannschaft mit seinem Spiel von hinten heraus die nötige Sicherheit. Seit dem Sommer 2018 ist nun etwas der Wurm drin. Es ist zumindest in einem gewissen Rahmen ein hausgemachtes Problem.

Die Entscheidung um die Nachfolge von Hitz

Der erste entscheidende Moment in dieser Saga ereignete sich, als zur Saison 2018/19 die Frage anstand, wer Marwin Hitz als Nummer 1 im Tor des FCA ablösen sollte. Hitz fiel im Saisonendspurt aus und Andreas Luthe, der zwei Jahre zuvor gekommen war um die Rolle des erfahrenen Backups von Alex Manninger zu übernehmen, sprang ein und hielt sehr gut. In der Saisonvorbereitung lieferte er sich unter Trainer Manuel Baum ein Kopf-an-Kopf Rennen mit Fabian Giefer.

Hier in Mainz hätte Fabian Giefer Punkte festhalten können. Ich durfte live im Stadion beobachten, wie er sie durch die Finger gleiten ließ. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Baum entschied sich mit Giefer für den falschen Mann, denn Giefer patzte einige Male und Baum wechselte den Keeper im Laufe der Vorrunde. Luthe durfte ins Tor und sich beweisen und machte seine Sache solide. Damit hätte man das Thema nun zumindest für diese Saison abschließen können.

Der Kobel-Irrweg

Wo der FCA sonst eigentlich eher dafür steht Ruhe zu bewahren, läuft bei den Torhütern alles anders. Im Winter 2019 holte man entsprechend Gregor Kobel per Leihe aus Hoffenheim. Für ein halbes Jahr. Ohne Kaufoption. Kobel hatte sehr gute, aber auch desaströse Momente. Sein Potential war klar erkennbar, seine Schwächen allerdings auch. Er durfte nichtsdestotrotz in der Rückrunde konstant spielen.

Gregor Kobel in Aktion. Und dann auch schon wieder weg. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Bongarts/Getty Images)

Im Nachgang zur Saison war der FCA bemüht, Kobel langfristig zu verpflichten. Kobel entschied sich allerdings für eine Verlängerung seines Vertrags in Hoffenheim und eine Leihe in die zweite Liga zum VfB Stuttgart. Spätestens in diesem Moment wurde klar, dass sich der FCA verzockt hatte. Die Leihe von Gregor Kobel und die Geduld mit dem Spieler war ohne Option auf eine dauerhafte, langfristige Verpflichtung schlicht ein Fehler. Aber zumindest kein besonders teurer.

Die teure Fehlverpflichtung von Tomas Koubek

Teuer wurde es dann erst im vergangenen Sommer. Kobel hatte sich gegen den FCA entschieden und die Torhüter-Optionen waren begrenzt. Die ganze Welt hatte mitbekommen, dass sich der FCA auf dieser Position verstärken wollte und rief entsprechende Preise auf. Der FCA nahm schlussendlich Tomas Koubek unter Vertrag. Die Ablösesumme bewegte sich wohl im Bereich um 7,5 Millionen EUR. Happig.

Ich war auswärts in Gladbach dabei als Tomas Koubek eine Slapstick-Einlage hinlegte. Überzeugend ist anders. (Photo by Sebastian Widmann/Bongarts/Getty Images)

Koubek hatte in Rennes in der abgelaufenen Saison keine Bäume ausgerissen, war allerdings im Jahr davor bärenstark gewesen. Der FCA spekulierte darauf, dass er in Augsburg zu seiner früheren Form zurückfinden wurde. Und wurde enttäuscht. Koubek konnte die hohen Erwartungen in ihn nicht erfüllen und schon Martin Schmidt sah sich gezwungen im Tor erneut zu wechseln. Erneut war die Zeit von Andreas Luthe gekommen.

Luthe, mehr als nur ein Musterprofi und sicherer Rückhalt

Andi Luthe ist in all den Jahren mit den Situationen immer professionell umgegangen. Er ist mehr als nur ein Musterprofi. In Augsburg hat er sein ehrenamtliches Engagement mit insafehands e.V. weitergeführt und immer wieder mit klugen Aussagen zu komplexen Themen geglänzt.

In der Corona-Phase der Saison war Andi Luthe ein verlässlicher Rückhalt fürs Team. Ob er das weiter sein darf? (Photo by MARTIN MEISSNER/POOL/AFP via Getty Images)

Nachdem Martin Schmidt im Tor wechselte und Heiko Herrlich auf der Trainerbank übernahm, spielte Luthe die Saison nun als Nummer 1 zu Ende. Auf dem Platz hat er Top-Leistungen abgerufen und uns im Abstiegskampf den ein oder anderen Punkt gerettet. Man sollte glauben, dass er sich nach all den Jahren die Chance verdient hätte, in die neue Saison als Nummer 1 zu gehen. Ob er diese Chance auch bekommt? Wir werden es sehen.

Der Unruheherd Rafal Gikiewicz

Für die Saison 2020/21 standen bisher mit Andreas Luthe, Tomas Koubek, Fabian Giefer und Benjamin Leneis vier Torhüter unter Vertrag. Mehr als drei braucht es eigentlich nicht. Nun hat noch vor dem letzten Bundesligaspiel gegen Leipzig Rafal Gikiewicz seinen Wechsel nach Augsburg in den sozialen Medien bestätigt. Gestern kam die offizielle Bestätigung vom FCA. Torhüter Nummer 5. Gikiewicz kommt zwar ablösefrei, aber der FC Augsburg bezahlt anscheinend deutlich mehr Gehalt als Union Berlin.

Nicht nur auf dem Platz laut. Seiner Verpflichtung ging eine kleine Welle auf den sozialen Medien voraus, während die Saison noch lief. Kein guter Einstand für Rafal Gikiewicz. (Photo by Matthias Kern/Bongarts/Getty Images)

Denn eigentlich wollte Gikiewicz in Berlin bleiben. Er sieht sich selbst als den „König von Köpenick“. Zwei Jahre hat er bei Union gespielt und schon tätigt er solche Aussagen. Der Post in den sozialen Medien kurz vor Saisonende und auch die Auseinandersetzung mit Union jetzt kurz danach zeugen nicht von allergrößter Professionalität. Zudem ist er mit 32 Jahren nun auch nicht die langfristige Lösung auf der Position. Für Unruhe sorgte der Wechsel allemal, bevor Gikiewicz überhaupt in Augsburg angekommen ist.

In Ruhe auf die neue Saison vorbereiten?

Ablösefrei einen 32jährigen Keeper mit der Klasse für die erste Liga dazuholen. Klingt erstmal nach einer prima Idee. Ist es aber vielleicht doch nicht, wenn man etwas tiefer blickt. Auf der Torhüterposition muss sich noch etwas tun. Fünf Keeper sind deutlich zu viele und mindestens einer der Spieler, der über einen gültigen Vertrag in Augsburg verfügt, muss den Verein wohl oder übel verlassen. Soweit so gut. Wer will die übrigen Keeper allerdings übernehmen? Gerade für Koubek und Giefer werden die Interessenten jetzt nicht Schlange stehen.

Die große Frage ist zudem, wer in der nächsten Saison im Kasten steht. Luthe hätte sich aus meiner Sicht eine faire Chance verdient, die Nummer 1 zu bleiben. Gikiewicz müsste erstmal auf die Bank. Wenn das mal nicht zu mehr Unruhe führen würde. Im Zweifel wird sich Luthe erneut mit der Reservistenrolle begnügen müssen. Wie wertvoll wäre es, wenn er dennoch in Augsburg bliebe? Sehr! Die Mannschaft ist auf Führungsspieler mit seiner Persönlichkeit angewiesen. Wenn wir in der Sommerpause nun Gikiewicz gegen Luthe tauschen, dann ist das zumindest für mich nicht nachvollziehbar. Aber was weiß ich schon.

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