Advent, Advent: das vierte Türchen

Die Zeit rast und das ist ja an sich ein gutes Zeichen. Wenn man gegen die Bayern gewinnt und die Kolleg*innen damit unter der Woche ärgern kann, dann vergeht die Zeit viel schneller als nach Niederlagen. Und so verhält es mit dem Leben an sich ja auch. Wie ich hier nun sitze und das Jahr 2021 kurz vor dem Ende steht, verspüre ich vor allem Dankbarkeit. Dankbarkeit dafür, dass es mir auch am Ende dieses Jahres gut geht und ich diese Zeilen recht unbeschwert schreiben kann. Und mir etwas rund um den FCA wünschen soll. Mein Beitrag steht dabei in einer Reihe mit denen von Birgit, Franzi und Andi. Irina schließt nächste Woche die Reihe ab. Aber hier kommen nun erstmal meine Wünsche:

Konstanz

Letztens hatten wir auf Arbeit diskutiert, ob Konstanz oder Veränderung der Wunsch für 2022 ist. Wenn ich das auf den FCA beziehe, dann will ich Veränderung und zwar hin zu mehr Konstanz. Die einzige Konstante in der Hinrunde waren die schwankenden fußballerischen Leistungen. In der Rückrunde und in 2022 möchte ich konstant die Leistungen sehen, die gegen Stuttgart, Köln oder die Bayern abgerufen wurden. Kein Mainz. Keine erste Hälfte gegen Bochum (weder Liga noch Pokal). Die Mannschaft kann es. Kann sie es auch konstant? Ich wünsche es mir. Unnötig zu erwähnen, dass wir auch dann nicht alle Spiele gewinnen werden. Mit dem Abstieg würden wir jedoch nichts zu tun haben.

Konstanz hängt dabei auch an der Gesundheit. Der FCA wurde nun gerade in den letzten Wochen nicht von Verletzungen und Erkrankungen verschont. Lasst uns alle wünschen, dass wir von weiteren Verletzungs- und Erkrankungswellen verschont bleiben, so dass wir mit einer eingespielten Mannschaft zur sportlichen Konstanz kommen.

Gar nicht so einfach, ein Foto von Felix Uduokhai im Trikot dieser Saison zu finden. Udo steht symbolisch für die personellen Ausfälle dieses Jahres. Lasst uns hoffen, dass 2022 besser wird. (Photo by Christian Kaspar-Bartke/Getty Images)

An dieser Stelle muss ich ergänzen, dass ich mir auch an einer anderen Stelle Konstanz wünsche. Liebe Mitstreiter*innen dieses Blogs, die ihr aus 2021 das beste ROGAZ-Jahr der Geschichte gemacht habt: Können wir das bitte einfach so fortführen? Ich weiß euer Engagement und eure Arbeit sehr zu schätzen und wünsche mir, wir machen so gemeinschaftlich, respektvoll und mit tollen Ideen in 2022 weiter. Deal?

Interessen der Stadion-Fans in den Mittelpunkt

Fußball ist vollends zum TV-Konsument*innen-Sport verkommen. Während in Augsburg gegen Bochum vor leeren Rängen gespielt werden musste, durften Köln eine Woche später immer noch Fans ins Stadion, allerdings auch nur sehr begrenzt. Scheiß pandemische Lage. Der Liga ist es 1,5 Jahre nach Start der Pandemie scheißegal, ob alle Spiele vor Zuschauern ausgetragen werden. Der Fan im Stadion ist „nice to have“. Während beim Eishockey Heimrechte getauscht oder in anderen Ligen Spiele verschoben werden, wird in der ersten Bundesliga mittlerweile der Spielplan vollkommen irrsinnig durchgezogen. Komme, was wolle. Der Fan im Stadion bleibt auf der Strecke. Ich wünsche mir für 2022, dass sich das ändert und dass die Liga zusammen mit den Vereinen hierfür Lösungen findet.

Dieser Punkt beinhaltet zusätzlich (und das ist ein unerfüllter Wunsch, den ich wie ein kleines Kind jedes Jahr wieder auf den Zettel schreibe), dass beim FCA selbst die Mitglieder, die Ihnen zustehenden Mitspracherechte (z.B. Plätze im Aufsichtsrat der KGaA) erhalten. Bei diesem Wunsch komme ich mir vor, wie der kleine Junge, der sich einen Traktor wünscht. Es wird ja doch nicht passieren. Vielleicht fangen wir dann mal damit an, dass nicht wieder hinter dem Rücken der Mitglieder Anteile an ausländische Investoren verkauft werden. Wertschätzung zeigt sich eben auch durch Transparenz und Offenheit. Davon wünsche ich mir mehr bei uns.

Identifikationsfiguren

Die erste Generation der Augsburger Identifikationsfiguren seit dem Aufstieg in die erste Liga ist mittlerweile komplett im Ruhestand angekommen. Daniel Baier war aus dieser Riege der letzte Recke, der die Fahne hoch hielt. Von diesen Identifikationsfiguren ist auch keiner mehr bei der U23 präsent.

Stellt euch vor ihr könntet diesen Kerl erneut in rot-grün-weiß jubeln sehen. Ich würde es feiern! (Photo by Sebastian Widmann/Getty Images)

Nachdem es für mich als Fan des FC Augsburg schon immer schwierig anzusehen war, wie Sascha Mölders in babyblau aufläuft, wünsche ich mir an dieser Stelle eine Rückholaktion. Mölders soll vor allem der U23 in der Regionalliga Bayern in den nächsten Jahren mit seiner Erfahrung weiterhelfen. In der allergrößten Not könnte er seinen Allerwertesten vielleicht auch in der Bundesliga erneut anschießen lassen. Mit Mölders bei der U23 würde mit Sicherheit auch der ein oder andere mehr sich die Zeit nehmen, den Jungs in der Rosenau den Rücken zu stärken. Mölders selbst könnte dann nach seiner aktiven Zeit direkt als Trainer im Jugendbereich beim FCA weiterarbeiten.

Der FCA hat in den vergangenen Jahren nicht immer eine gute Figur abgegeben, wenn es darum ging, gestandene Spieler im richtigen Rahmen zu verabschieden. Eine Rückholaktion wäre an dieser Stelle ein starkes Zeichen, dass die gestandenen Profis beim FCA eine Heimat haben, wenn Sie etwas beitragen können.

Soziales Engagement

Der FCA hat beim sozialen Engagement weitere Schritte nach vorne gemacht. Vor einigen Wochen wurde zum ersten Mal ein Bericht zu den entsprechenden Aktivitäten aufgelegt, zuletzt die geänderte Strategie vorgestellt. An dieser Stelle rufe ich laut: weiter so!

Der FCA wird auch in diesem Bereich kreative Lösungen finden müssen, um aus jedem Cent das meiste herauszuholen. Darin ist der Club ja prinzipiell ganz gut. Ich wünsche mir weitere kreative Aktionen, wie damals als man die Einnahmen aus dem Flock von Tobi Werner nach seinem Abschied spendete. Gregerls Flock-Einnahmen könnten an seine Stiftung gehen. Die Spieler könnten auf ihrer Spieltagskleidung ein Fleckchen Platz bekommen – um analog zur NFL-Aktion „My Cause My Cleats“ – auf eine Aktion ihrer Wahl hinzuweisen.

Ich glaube, der FCA ist hier grundsätzlich schon auf einem guten Weg. Ich wünsche mir, dass man hier trotzdem ordentlich weiter Gas gibt und nicht nachlässt.

Ungenanntes

Und damit kommen wir dann auch schon zum Ende meiner Wunschliste. Wie ich hier nun sitze und hadere, erwähne ich an dieser Stelle, dass mir auch ein anderer Wunsch immer wieder durch den Kopf geschwirrt ist. Schon des Öfteren habe ich hervorgehoben, dass ich naiv und blauäugig bin, wenn es um die sportlichen Möglichkeiten dieses Teams geht. Die Leistungen gegen Bayern, Stuttgart und Köln fördern nun auch einen weiteren Traum. Einen, der unter Markus Weinzierl schon mal erfüllt wurde. Die Abstände im Mittelfeld der Tabelle sind so gering wie selten nicht. Ich will es nicht benennen, aber ihr wisst, um was es geht. Und wenn nicht zu dieser Jahreszeit, das Träumen erlaubt ist, dann weiß ich auch nicht mehr. Vielleicht ist es auch einfach ein Jahr zu früh, um diesen Traum konkret zu benennen. Was ich mich zu sagen traue: es wäre doch toll, wenn nach 11 Jahren in der Bundesliga vielleicht bald nicht mehr der Klassenerhalt das oberste Ziel mehr wäre. Oh, wie schön wäre es. Vielleicht habe ich auch einfach den Kugeln zu lange beim Glitzern zugeschaut. Ist es nicht schön, wie uns der Fußball weiterhin aus der Realität entführen kann?

Der Wunschzettel der FCA Fans

Dieser Text erschien zuerst in der Kolumne „Einwurf aus der Rosenau Gazette“ bei presse-augsburg.de.

Es ist der zweite Advent und der geneigte FCA Fans sitzt zu Hause, hat es sich gemütlich gemacht, und träumt von seinem Verein. Lange haben wir dem Braten nicht getraut. Gestern dann haben wir die Punkte 8, 9 und 10 aus den letzten vier Spielen gesammelt und unser Gesamtkonto auf 17 in der laufenden Saison erhöht. Von 40 Punkten ist so oft die Rede, wenn es um den Klassenerhalt geht. Meistens reichen 35. 17 sind da schon fast die halbe Miete. Drei Spieltage stehen noch an vor der Winterpause und gerade Düsseldorf wirkt wie ein Gegner, gegen den noch der ein oder andere Punkt drin sein könnte. Auch Hoffenheim wirkt momentan nicht übermächtig und in Sinsheim haben wir schon öfters nicht schlecht ausgesehen. Beruhigende Aussichten für uns FCA Fans nach dem sehr durchwachsenen Saisonstart, der einige Tiefschläge für uns bereit hielt

Die Form stimmt

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Ruben Estephan Vargas Martinez scheinen genau wie dem Rest der Mannschaft Flügel gewachsen zu sein. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Nun wird so mancher Pessimist meinen, das vier Spiele ja nicht besonders aussagekräftig wären. An dieser Stelle macht es Sinn, sich die Partien einmal etwas genauer erneut vor Augen zu führen. Sowohl gegen Mainz als auch gegen Köln waren wir deutlich überlegen. Mainz hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn wir sie abgeschossen hätten. Ötzunalis Sonntagsschuss war ein Glückstreffer (Understat hat dem Schuss eine 2%ige Torwahrscheinlichkeit zugeordnet). Methodiken, die Spielaktionen Torwahrscheinlichkeiten zuordnen, sahen uns auch bei unserer letzten Niederlage zu Hause gegen Schalke als überlegen. Aus meiner Perspektive stimmt der Trend seit dem Spiel in Gladbach. Die Mannschaft scheint sich gefunden zu haben und die Form ist nachhaltig verbessert. Jetzt hoffen wir mal, das es so bleibt. Aber wo ich hier so sitze und die zwei Kerzen am Kranz betrachte, fallen mir doch einige Wünsche ein.

Wunsch 1: Weitere Punkte vor der Winterpause

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Florian Niederlechnerder der Unwiderstehliche wurde erneut gesichtet. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Der Augsburger misstraut dem Trend auch dann noch, wenn er seit zwei Monaten Bestand hat. Erstmal weitere Sicherheit schaffen. Und nachdem wir nun gegen Köln und Mainz im Spielverlauf nicht mit Glück und bester Chancenverwertung geglänzt haben, kommen jetzt die Spiele, in denen wir darauf hoffen müssen, dass es mit der Chancenverwertung und dem Match-Glück besser wird. Freitagabend gegen Hoffenheim wird unangenehm, genauso wie die Partie gegen Leipzig. Bleibt die Hoffnung auf den versöhnlichen Jahresabschluss gegen Düsseldorf zu Hause. Ein paar Pünktchen auf dem Weg zur Winterpause wären doch eine schöne Bescherung.

Wunsch 2: Ruhe in der Winterpause

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Egal wer reinkommt, jeder liefert im Moment ab. Jan Moravek gegen Mainz genauso wie Freddie Jensen (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Wenn wir dann im Winter mit unserem kleinen Pölsterchen vor dem Weihnachtsbaum sitzen, wäre es toll, wenn es ruhig und besinnlich bliebe. Keine Transfer-Krakelereien aus der Mannschaft. Keine Undiszipliniertheiten oder verlängerte Urlaube. Keine öffentliche Kritik. Klares und entschiedenes Handeln von Stefan Reuter in der Öffentlichkeit, sollte es doch zu dem ein oder anderen kommen. Wenn wir das hinbekommen, und wir den jetzigen Rückenwind mit in den Winter nehmen können, dann haben wir beste Voraussetzungen für die Rückrunde, in der die Mannschaft noch mehr zusammenwachsen kann.

Wunsch 3: Ein paar Pünktchen aus dem schwierigen Programm zum Rückrundenauftakt

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Marco Richter hat seinen Blick fest aufs Ziel gerichtet. (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Zum Rückrundenauftakt kommen dann wieder die Gegner mit der etwas höheren Qualität. Dort gilt es sich zu beweisen und auch bei Rückschlägen die Ruhe zu bewahren. Ich glaube, dass wir im Vergleich zur Hinrunde für so manches Team ein deutlich unangenehmerer Gegner sein werden. Trotzdem werden wir dann wieder häufiger verlieren. Gerade für unsere jungen Spieler ist es wichtig, dass wir ihnen Fehlschläge nicht übel nehmen. Marco Richter hat gestern eine Mordspartie gespielt, Fehlschuss hin oder her. Auch Ruben Vargas wird seine Chancen wieder nutzen. Unsere Mannschaft hat das Potential auch diese Phase mit einigen Pünktchen und erhaltenem Selbstbewusstsein zu überstehen. Gerade weil die Mannschaft im Spiel gegen den Ball stabiler geworden ist und Florian Niederlechner immer noch regelmäßig trifft.

Wunsch 4: Ab dem Mitte der Rückrunde nach oben schauen (und von Europa träumen)

AUGSBURG, GERMANY – DECEMBER 07: Tin Jerdvaj nahm an der letzten WM für Kroatien teil. Wir wollen auch wieder zu gerne international. Dürfen wir träumen? (Photo by Alexander Hassenstein/Bongarts/Getty Images)

Es gibt in Augsburg nur zwei psychologische Zustände mit Blick auf die Tabelle. Entweder wir hängen mitten im Abstiegskampf und die Welt ist kurz vor dem Untergehen. Oder der Abstand zu Bayern München ist gerade noch sieben Punkte, wir können die Bayern noch locker einholen und nächstes Jahr europäisch spielen. Im neunten Jahr Bundesliga kann man feststellen, dass wir noch nie abgestiegen, aber schon einmal durch Europa getourt sind. Ich verzichte an dieser Stelle auf meine träumerischen Ausführungen zu den Wahrscheinlichkeiten wie unter Anbetracht dieser Historie diese Saison wohl ausgehen mag (Spoiler: meistens steigen wir weder ab noch fahren wir nach Europa). Ich mag allerdings persönlich auch die Spielzeiten am liebsten in denen man, sobald die Biergartensaison los geht sich nicht vor dem Abstieg fürchten sondern von Europa träumen kann. Wie schon heute an diesem wunderbaren 2. Advent.

Und nachdem ich die kalte und dunkle Jahreszeit am wenigsten mag (weil: kalt und dunkel), bin ich froh wenn zumindest unser FCA mir die Laune aufhellt. Wenn die Arena grün leuchtet und Martin Schmidt den wunderschönsten aller Weihnachtspullis trägt, dann leuchten meine Augen, wie die meiner Tochter am Heiligabend. Vielleicht ist das ja doch der beste FCA aller Zeiten?

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